„Manifesto“ von Bernardine Evaristo (Tropen-Verlag)
Biographie einer Kämpferin!
Bernardine Evaristo hat 2019 für ihren Roman „Mädchen, Frau etc.“ als erste Schwarze Frau den britischen Booker-Prize gewonnen und damit den internationalen Durchbruch geschafft.
Nun ist ihr Buch „Manifesto – Warum ich niemals aufgebe“ erschienen. Wobei es sich nicht nur um ein Manifest handelt, sondern vor allem um eine Autobiographie. Evaristo ist inzwischen Anfang 60 und schildert in einem leichten Plauderton ihre Geschichte. Gerade so, als ob man sich mit ihr persönlich unterhält. Wobei schon auf dem Buchumschlag die Stigmata aufgelistet werden, mit denen die Autorin lange Jahre konfrontiert wurde: „Frau, Schwarz. Lesbisch. Prekär. Schriftstellerin“.
Sie erzählt von ihrer Kindheit in London, wo sie mit ihren 7 Geschwistern aufwächst. Ihr Vater stammt aus Nigeria, ihre Mutter ist Engländerin. Sie beschreibt ihre eigene persönliche Entwicklung als junge Kreative, immer auf Geldsuche, verstrickt in diverse Beziehungen. Sie schildert ihr Verhältnis zu Frauen und warum sie nun mit einem Mann verheiratet ist. All diese persönlichen Erinnerungen verbindet sie mit den jeweiligen gesellschaftlichen und politischen Geschehnissen. Zum Beispiel, dass es bis 1976 nicht strafbar war, jemanden zu diskriminieren.
Genau in diesen Momenten wird das Buch dann tatsächlich zum Manifest. Der Autorin, die inzwischen auch als Professorin tätig ist, ist es offensichtlich ein Anliegen jüngeren Leuten weiterzugeben, wie man Netzwerke nutzt und wie man seine Wünsche wahr werden lässt. Damit wird ihre Geschichte zum Aufruf, Risiken einzugehen und trotz Fehltritten weiterzumachen.
Das alles gelingt Bernardine Evaristo fast spielerisch, indem sie aufzeigt, dass frühere Stigmata sich aufgelöst haben und wie viel sich zum Besseren geändert hat. Die Autorin beweist in dem Buch ihren Humor und hat ein durchweg optimistisches und unterhaltsames Werk geschaffen, was vollkommen ohne Selbstmitleid auskommt, seien die beschriebenen Erlebnisse auch noch so schwer, wie beispielsweise die toxische Beziehung zwischen zwei Frauen. Diese kommt auch in ihrem Buch „Mädchen, Frau etc.“ vor. Eine Gemeinsamkeit zu den darin beschriebenen 12 Frauengeschichten und ihrem jetzigen Werk ist besonders auffallend: keine fühlt sich als Opfer.
Auch die Autorin hat diese Opferrolle nie angenommen. Sie hat immer an sich geglaubt. Und nicht zuletzt dafür feiert sie sich selbst in ihrem neuen Buch.
Übersetzt hat das Buch Tanja Handels, was ihr trotz der sprachlichen Herausforderungen sehr gut gelungen ist. Erschienen ist „Manifesto“ im Tropen-Verlag.
Schreibe einen Kommentar