„Kosakenberg“ von Sabine Rennefanz (Aufbau Verlag)

Sich selbst verzeihen

Es ist die Geschichte einer jungen Frau aus Ostdeutschland, die Sabine Rennefanz in ihrem Roman „Kosakenberg“ erzählt. Es sei keine Autobiografie, betont die Autorin. Doch die autofiktionalen Züge drängen sich geradezu auf. Sabine Rennefanz war selbst 15 Jahre alt, als die Mauer fiel und hat später auch in London gelebt. Es gelingt ihr spielend, ihrer Protagonistin ein hohes Maß an Authentizität zu verleihen.

Kathleen, aufgewachsen in dem kleinen brandenburgischen Dorf Kosakenberg, bricht auf in die große weite Welt. Erst Berlin, dann London, Hauptsache weg aus Kosakenberg. Doch sie kehrt immer wieder zurück in das Dorf. Dementsprechend ist die Geschichte in mehrere Kapitel unterteilt, die jeweils von einer Heimfahrt erzählen. Den Buchumschlag ziert eine Packung Eier. Und Eier tauchen auch immer wieder in der Erzählung auf, als eine Art Symbol für die Heimat, die es so nicht mehr gibt.

Das Buch handelt von der Zeit nach 1989, als die Menschen zu Tausenden den Osten verließen, in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft im Westteil des Landes. Es ist eine Lebensgeschichte und zugleich Zeitgeschichte. Ein Roman über Ernüchterung, Orientierungslosigkeit und Heimweh. Die Suche nach der verloren gegangenen Heimat ist das zentrale Thema. Kathleen fühlt sich schuldig und als eine Heimatverräterin. Die sich widersprechenden Identitäten zwischen der Ostdeutschen und der Londonerin führen zu einer tiefen Zerrissenheit in ihr.

Sabine Rennefanz erzählt die Geschichte in einem unaufgeregten Ton. Ihr minimalistischer Stil spiegelt sich auch in den Dialogen wider. Kurz, knapp und doch ist alles gesagt. Hier kann man zwischen den Zeilen lesen, sich hineinfühlen in die Charaktere.

Mich hat das Buch sehr berührt durch den einfühlsamen Schreibstil, die feine Ironie und den melancholischen Grundton.

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